Frauen des Nordens: Hausfrau und Mutter der Wikinger-Zeit

Dies ist der erste Text in einer Reihe zur Rolle der Frau in der Wikinger-Zeit. Da das diesjährige Sommer-Blot der Göttin Freya, der strahlkräftigsten aller Göttinnen, gewidmet ist, wollen wir diese Reihe mit einem Text über ihre Repräsentantin hier auf Erden beginnen: die Hausfrau (husfrue).

Die Hausfrau der Wikinger-Zeit

Das Wort „frue“ im modernen Norwegisch hängt mit dem Wort „Frøya“ zusammen. „Hus“ bedeutet selbstverständlich „Haus“. „Husfrue“ war somit ein Ehrentitel, der der „Freya des Hauses“ verliehen wurde. Die „húsfreyja“ war dafür verantwortlich, den Hof und alle seine Bewohner und Bediensteten zu verwalten, und der Titel sollte keinesfalls als herabwürdigend verstanden werden. Eine Hausfrau in der Wikinger-Zeit zu sein, bedeutete harte Arbeit und war in der Gesellschaft hoch angesehen.

Eine Hausfrau hatte die Verantwortung für alles, was in den vier Wänden ihres Heims geschah. Die meisten Höfe in der Wikinger-Zeit bestanden aus mehr als einer Familie und die Hausfrauen hatten quasi die „Personal-Verantwortlichkeit“. Außerdem beaufsichtigten sie die Landwirtschaft, die Kindererziehung und das Kochen. Frauen erfüllten auch die wichtige Rolle der gastfreundlichen Diplomatin, wenn es darum ging, Gäste zu empfangen, was keine einfache Aufgabe war. Gastfreundschaft konnte entscheidende politische Bündnisse sichern und fördern. Die Hausfrau bestimmte auch die Sitzordnung der Gäste, die darüber entschied, wer als Erster bedient wurde, und so die soziale Hierarchie abbildete. Eine unbedachte Entscheidung bei der Platzierung der Gäste konnte ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Diese konkrete Aufgabe versetzte Frauen daher in die Lage, direkt und unabhängig politische Macht auszuüben.

Wikingerfrau mit ihren Kindern vor einem Runenstein in Skandinavien, gemalt von Carl Larsson
Wikingerfrau, Carl Larsson (1853-1919)

Die Rolle der Hausfrau war tatsächlich so hoch angesehen, dass wir sogar Runensteine finden, die zu ihren Ehren aufgestellt wurden. Ein Runenstein, der Frau Óðindísa gewidmet, liest sich wie folgt:

„Der gute Bauer Holmgautr hat diesen Runenstein in Erinnerung an seine Frau Óðindísa errichtet. Keine bessere Hausfrau wird je den Hassmyra Hof regieren. Rot-Balli hat diese Runen geritzt. Óðindísa war eine gute Schwester für Sigmundr.“

Mutter der Wikinger-Zeit

Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass Frauen der Wikinger-Zeit ab dem Zeitpunkt der Geschlechtsreife bis zur Menopause durchschnittlich alle 30 Monate ein Kind gebaren. Die Kindersterblichkeit war unglaublich hoch, zwischen 30 und 60 Prozent. Das tägliche Leben war sehr hart und es wurde von Frauen erwartet, dass sie bis kurz vor der Geburt arbeiten und kurze Zeit nach der Geburt die Arbeit wiederaufnehmen sollten. Es gab, in anderen Worten, keinen nennenswerten Mutterschutzurlaub.

Die Sagas erzählen von Frauen, die dem Konzept der „Bärenmutter“ eine völlig neue Dimension verleihen. Die isländische Frau Vigdis begleitete ihren Mann und ihre Verwandten auf einer Expedition in neue, unerforschte Gebiete Islands. Vigdis war hochschwanger. Kurz bevor die Gruppe einen Fluss überqueren wollte, bemerkte sie, dass die Wehen einsetzten. Vigdis sagte den Anderen, dass sie die Reise fortsetzen sollten und sie wieder aufholen würde. Daraufhin nahm sie eine Pause, gebar ihr Kind, nahm das Neugeborene auf und setzte ihre Expedition fort.

Ein weiteres Beispiel liefert die legendäre Frøydis Eriksdatter. Sie wurde von den „Skraelingar“, Ureinwohnern Amerikas, zusammen mit ihren männlichen Verwandten durch die Wälder Kanadas gehetzt. Frøydis war schwanger und sah, dass ihre männlichen Verwandten schneller liefen als sie. Sie reagierte darauf, indem sie ein fallengelassenes Schwert aufnahm und sich umwandte, um den Feinden die Stirn zu bieten. Nach der Legende soll Frøydis eine ihrer Brüste entblößt und mit ihrem Schwert darauf geschlagen haben. Dies schüchterte die „Skraelingar“ so sehr ein, dass sie sich umwandten und verängstigt zurück in die Wälder liefen. Als Frøydis ihre männlichen Verwandten eingeholt hatte, gab sie ihnen eine gehörige Standpauke dafür, dass sie solche Feiglinge gewesen waren.

Verwandte Kunstwerke

Über den Autor

Norse Tradition

Norse Tradition ist eine gemeinnützige Organisation aus Norwegen, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, den Reichtum der nordischen spirituellen Tradition zu vermitteln und zu fördern. Wir veranstalten regelmäßige Vorträge, private Ausbildungen und Rituale, sowie Exerzitien im Zusammenhang mit saisonalen Feierlichkeiten. Wir arbeiten anhand einer rekonstruktiven Methode basierend auf einem Indo-Europäischen Synkretismus. Das bedeutet, dass wir die nordische Tradition und ihr Erbe, um sie besser zu verstehen, im Lichte ihrer Wurzeln in der proto-indo-europäischen Kultur betrachten.

Wir praktizieren weder eine bloße Nachstellung historischer Sitten, noch beabsichtigen wir eine moderne spirituelle Praxis zu erfinden, die lediglich mit nordischen Begriffen und Symbolen garniert ist; vielmehr übermitteln wir eine lebendige Tradition. All unsere Vorträge und Riten basieren auf anerkannten akademischen und historischen Quellen der nordischen, vedischen, angelsächsischen, griechisch-römischen oder anderer indo-europäischer Kulturen. Wir erfinden nichts neues; was wir lehren und praktizieren hat tiefe, uralte Wurzeln.

Möchten Sie Ihre Überlegungen hinzufügen?

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert